| Dritte Szene |
| Luzio tritt ein. Isabella sie verhüllt sich. |
Isabella | Es ist ein Mann; – verweilt, ich geh’, |
| die Pförtnerin zu euch zu senden.
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Luzio | Nicht doch, du Fromme, sage mir, |
| wie sprech’ ich wohl, |
| wie sprech ich die Novizenschwester, |
| die junge Isabella?
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Isabella | Isabella, sie sucht ihr? |
| Nun, ich bin sie selbst, und wer seid ihr, |
| mich hier zu suchen?
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Luzio | O günst’ger Zufall, – ich bin Luzio, |
| und Claudios, deines Bruders, Freund!
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Isabella | Luzio? Ich hörte oft von euch, |
| von eurem leichten, tollen Leben.
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Luzio | Desto gewicht’ger bin ich jetzt. |
| Isabella, rette deinen Bruder!
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Isabella | Den Bruder, sprich, was ist?
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Luzio | Hör mich! |
| Dein Bruder liebte Julia und feuriger –
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Isabella | Ha, Schande ihm! Sag, hat er sie entehrt?
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Luzio | O nicht doch! |
| Er fühlet Reu und will den Fehl |
| gern durch ein ehrend Band verbessern, |
| doch kennst du nicht ein neu Gesetz, |
| das Friedrichs Torheit ausersann, |
| wonach ein so geringer Fehl |
| bestraft wird mit dem Tod.
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Isabella | Mit Tod!
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Luzio | Ja, Isabella, Claudio stirbt, |
| wenn du nicht selbst zu Friedrich eilst |
| und alle Bitten einer Schwester, |
| und alle Tränen auf ihn häufest, |
| daß seine Starrheit du bezwingst!
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Isabella | Ha, der Abscheuliche, der Verruchte! |
| Gott gibt mir Kraft, ihn zu vernichten! |
| Sie hat sich in der Leidenschaft enthüllt.
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Luzio | O Himmel, sie ist schön!
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Isabella | Ich folge, noch einmal tret’ ich in die Welt!
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Luzio | Warum nur einmal, laß das Kloster, |
| zu schön bist du, zu warm dein Busen!
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Isabella | Was soll’s! Das Kloster laß ich nie.
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Luzio | Du läßt es nie? – Doch nur noch jetzt, |
| jetzt, da’s des Bruders Rettung gilt!
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Isabella | Des Bruders Rettung! Ja! |
| Des teuren Bruders Leben |
| sei meinem Schutz vertraut, |
| ich muß ihm Rettung geben, |
| da fest auf mich er baut! |
| Den Heuchler zu bekriegen, |
| glüh’ ich in Leidenschaft, |
| ihn mutig zu besiegen, |
| gab Gott mir Recht und Kraft!
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Luzio | Wie fühl’ ich mich erbeben, |
| die holde Himmelsbraut, |
| es muß sich ihr ergeben, |
| wer ihr ins Auge schaut’! |
| Wie kann ich sie besiegen, |
| die heiße Leidenschaft; |
| ich muß ihr unterliegen, |
| mir fehlt’s an Mut und Kraft! |
| Ach, Isabella, eile fort, |
| und nie betritt mehr diesen Ort!
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Isabella | Was ficht euch an?
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Luzio | O höre mich! |
| Für diese Welt schuf Gott nicht dich! |
| Dies Feuer spottet deiner Wahl, |
| und Torheit nennt sie dieser Blick!
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Isabella | Ha, wie verwegen!
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Luzio | Kehr zurück! Mich biet’ ich dir! |
| Sei mein Gemahl! |
| Er sinkt aufs Knie.
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Isabella | Steh auf, du Tor, sprich, bist du toll? |
| Du wagst’s, hier so zu mir zu sprechen! |
| Steh auf; wenn ich dir folgen soll, |
| magst du dich nie mehr so erfrechen! |
| Niemals, nein, nein! Nie mehr! |
| Nicht ein Wort!
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Luzio | Ach, ach, ach Isabella! |
| Ach, Isabella! |
| Nun denn, du hast mich jetzt besiegt, |
| befürchte nichts, doch eile fort, |
| Gott, wenn dein Bruder unterliegt!
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Isabella | Den Bruder, ha, ihn zu befrei’n, |
| reich mir die Hand!
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Luzio | Hier, sie sei dein!
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Isabella | Des teuren Bruders Leben |
| sei meinem Schutz vertraut, |
| ich muß ihm Rettung geben, |
| da fest auf mich er baut! |
| Den Heuchler zu bekriegen, |
| glüh’ ich in Leidenschaft, |
| ihn mutig zu besiegen, |
| gab Gott mir Recht und Kraft!
|
Luzio | Wie fühl’ ich mich erbeben, |
| die holde Himmelsbraut, – |
| es muß sich ihr ergeben, |
| wer ihr ins Auge schaut’! |
| Wie kann ich sie besiegen, |
| die heiße Leidenschaft; |
| ich muß ihr unterliegen, |
| mir fehlt’s an Mut und Kraft! |
| Sie eilen ab. |