| Fünfte Szene |
| Brighella füllt diese Szene durch allerhand komische Verteidigungsmaßregeln aus, indem er sich mit Stühlen und Tischen eine Schanze errichtet, die Sbirren um sich herumpostiert und dergleichen. Von außen heftige Schläge und Stöße gegen die große Mitteltüre. Die Tür springt, alles strömt durch sie herein. |
Antonio | Nun wird es bald? Herbei mit dem, |
| der das Gericht hier halten soll!
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Brighella | Ha, welch ein Lärmen, welche Raserei!
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Dorella | Ha, welche Angst! Er wird noch toll! |
| Friedrich tritt auf in Begleitung mehrerer hohen Staatsbeamten.
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Friedrich | Zur Ordnung! Was muß ich gewahren! |
| Brighella, sprich, was ist geschehen?
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Brighella | Verzeiht, ich wollt’ euch Müh’ ersparen, |
| ich hielt Gericht, fand Widerstand –
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Friedrich | Beachte deine Pflicht, doch weiter |
| sollst du dich niemals wagen! Still! |
| Und ihr gebt Achtung den Gesetzen!
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Alle | Seid ruhig jetzt und habet acht, |
| denn der hat niemals noch gelacht!
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Friedrich | Jetzt zum Gericht, und niemand störe! |
| Eine Deputation von jungen Edelleuten tritt hervor, Antonio an ihrer Spitze überreicht Friedrich eine Bittschrift.
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Antonio | Ich bin beauftragt von dem Volk, |
| euch diese Bittschrift vorzulegen; |
| wir bitten, daß der Karneval, |
| den ihr verboten, sei erlaubt. |
| Palermo lebt nicht ohne Freude!
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Alle | Wir stimmen in die Bitte ein, |
| laßt uns die Lust bewilligt sein! |
| Wir bitten, daß der Karneval, |
| den ihr verboten, sei erlaubt. |
| Palermo lebt nicht ohne Freude!
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Friedrich | zerreißt das Blatt heftig |
| Das sei die Antwort auf die Bitte! – |
| Verworfnes Volk! Seid ihr denn ganz |
| versunken im Pfuhl der Lüste, |
| im Schlamme der Begierden? |
| Nur nach Vergnügen, Freude steht eu’r Trachten, |
| in Rausch und Wollust kennt ihr nur das Leben! – |
| Mich ekelte das sündenvolle Treiben, |
| als mich des Königs Huld hieherberufen; |
| ich gab ihm meinen Abscheu zu erkennen, |
| er fühlte wahrlich ihn so tief wie ich! |
| Und da er jetzt Neapel zugeeilt, |
| ließ er als Stellvertreter mich zurück, |
| und trug mir den Versuch auf, euch zu bessern! |
| Ihr kennet das Gesetz, das ich erlassen, |
| und strenge wach’ ich, daß erfüllt es werde! |
| Ich will ein Damm sein eurer Leidenschaft, |
| die frevelhafte Glut will ich euch kühlen, |
| die wie ein Wind der Wüste euch versengt! |
| Rein will ich euch dem König übergeben!
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Alle | Mit welcher Salbung spricht der Mann, |
| der Teufel hat’s ihm angetan!
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Friedrich | Jetzt zum Verhör! Bringt die Verhafteten! |
| Claudio wird gebracht. Friedrich betrachtet ihn lange mit strengem Blicke. |
| Ha, ihr seid Claudio! Ich kenne euch |
| an diesem Blick, der frech und unverschämt |
| verspottet das Band der Sittsamkeit!
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Claudio | Mit solcher Härte könntet ihr betrachten so geringen Fehler, |
| des sich die Jugend kaum bewußt ist!
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Friedrich | O, der Verderbtheit; dieser Leichtsinn ist’s, |
| den ich verdamme wie das Laster selbst. |
| Nicht einen Schritt weich’ ich von dem Gesetz!
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Claudio | O, seid ihr klug, weil ich geliebt?
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Friedrich | Schweig! Dich und Julia trifft der Tod!
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Alle | Der Tod! O Gott, welch hartes Los!
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Brighella | Der Tod! Fürwahr, ein schlimmes Los! |