| Zweite Szene |
| Claudio wird in das Gefängnis zurückgebracht. |
Isabella | allein, geht mit heftigen Schritten auf und ab. |
| So sei’s! Für seinen feigen Wankelmut |
| sei er durch Ungewißheit seines Schicksals, |
| das ich so lang ihm berge, streng bestraft! – |
| Doch dir, mein süßer Liebesantipode, |
| bereit’ ich eine List, sie soll dich fangen, |
| für Narrheit und für Bosheit dich bestrafen! |
| Der Plan ist gut; ich melde Mariana, |
| wie sie den Vogel fängt, der ihr entfloh’n! |
| Sie ist sein Weib und sträubt sich lange nicht; |
| derweil bestell’ ich Friedrich für die Nacht! |
| Heut ist Beginn des Karnevals, den er verbot; – |
| so muß er denn verlarvt erscheinen, |
| zum zweiten Male brechen sein Gesetz! |
| Kommt er dann so, so naht sich Mariana, |
| führt ihn statt meiner nach dem Pavillon; |
| sie gibt sich dann ihm offen zu erkennen, |
| zwingt ihn, den keuschen Mann, zum neuen Bund |
| und liefert dann ihn meiner Gnade aus! |
| Doch, das Begnadigungspatent des Bruders, |
| das ich noch heute abend soll erwarten, |
| wird Claudio vorenthalten, ich fang’ es auf |
| und laß ihn büßen durch die Todesfurcht! |
| Triumph! Triumph! Vollendet ist der Plan! |
| Ich spiele mit dem Tod wie mit dem Scherz, |
| und List und Rache erkämpfen mir den Sieg! |
| Dorella kommt. |
| Dorella, sieh, nun, bist du jetzt befreit, |
| und stehst du ganz zu Diensten mir?
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Dorella | Gewiß, ein Wort von euch tat Wunderkraft; |
| Ich bin dankbar zu eurem Dienst geweiht.
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Isabella | So nimm! Hier diesen Brief bestellst du an Mariana, |
| und dem Statthalter überbringst du jenen; – |
| den Zutritt mußt du finden!
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Dorella | Sehr leicht; – der Kauz Brighella ist sterblich in mich verliebt.
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Isabella | Brighella? Herr und Diener? Ha, vortrefflich! |
| Sahst du nicht Luzio?
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Dorella | Ich sah ihn nicht; Gott weiß, wohin er flattert!
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Isabella | Sprich, ist er so flatterhaft, als man ihn immer nennt?
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Dorella | Ei, und weit mehr: ’s gibt nicht ein einzig Weib hier in Palermo, |
| dem er sich nicht nahte mit seiner kecken Art. |
| Mich liebt’ er auch!
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Isabella | Was sagst du?
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Dorella | O, recht heftig; seine Schwüre, Versprechungen, |
| Anträge, Liebkosungen jedoch sind falsch; |
| treulos ist er wie keiner!
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Isabella | Ha, ein vortrefflich Bild, ich muß gestehn! – |
| Wer kommt dort durch die Pforte?
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Dorella | Wenn man vom Teufel nur spricht, so ist er da. – |
| ’s ist Luzio! |