| Dritte Szene |
| Luzio tritt auf und nähert sich galant Isabella, ohne Dorella zu bemerken. |
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Luzio | Wie glücklich, schöne Isabella, bin ich, |
| euch endlich hier zu sehn!
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Isabella | Viel Dank!
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Dorella | So seht doch auch Dorella!
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Luzio | Du könntest wahrlich wieder gehn! |
| Nach eurem Bruder wollt’ ich fragen, |
| wie alles abgelaufen sei?
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Isabella | Ich kann das Beste euch nur sagen, – |
| noch heute wird er wieder frei!
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Luzio | O, so habt Wunder ihr getan, |
| ich bete eure Allmacht an!
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Dorella | Das ist zuviel, jetzt wird er fromm, |
| und gottlos war er stets bei mir!
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Luzio | mit zunehmender Verwegenheit |
| Ich weiß nicht, wie ich dazu komm!
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Dorella | O nur Geduld, ich sag’ es dir! – |
| Denkst du noch an die Schwüre, Küsse, |
| die Schmeicheleien, die Versprechen?
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Luzio | Wenn ich von alledem was wisse!
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Dorella | Willst du die Eide alle brechen?
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Luzio | Bei Gott, wer mag sich so erfrechen!
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Isabella | Ei, ei! Daß ihr so untreu seid!
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Luzio | Ich schwör’s bei meiner Seligkeit!
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Dorella | Das ist der tausendste der Schwüre!
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Luzio | ausweichend |
| Daß ich nicht eins ins andre führe, – |
| wann, denkt ihr wohl, wird Claudio frei?
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Dorella | Mein Freund, nein, so geht nicht das Ding, |
| und damit nichts gelogen sei, – |
| kennst du den Brief, kennst du den Ring?
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Isabella | Ach, welche zarte Liebeszeichen!
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Luzio | Nein, das ist Frechheit sondergleichen!
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Dorella | Du leugnest es?
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Luzio | Ich kenn’ dich nicht!
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Dorella | Weh mir!
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Isabella | So hört doch nur, was Liebe spricht! |
| Das ist nicht schön von euch, Signor, |
| daß ihr die Arme so verlaßt; |
| es geht aus ihrem Schmerz hervor, |
| daß sie euch tief ins Herz gefaßt.
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Dorella | Das ist doch wahrlich schlecht, Signor, |
| daß ihr mich endlich gar verlaßt; |
| aus euren Schwüren ging hervor, |
| daß ihr mich mehr ins Herz gefaßt!
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Luzio | Jetzt schwirrt mir’s wahrlich vor dem Ohr, |
| auf dieses war ich nicht gefaßt. |
| Es geht aus allem mir hervor, |
| daß man mir völlig aufgepaßt!
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Isabella | Welch ein Verbrecher seid ihr doch, |
| daß ihr es wagen konntet, |
| mir euer Herz und eure Hand zu bieten, |
| da euch schon süße Bande fesseln!
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Dorella | Was höre ich!
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Luzio | O welcher Spott!
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Isabella | Sollt’ ich nicht euch zulieb’ |
| das Kloster für immer lassen?
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Dorella | Frevelhaft!
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Luzio | Ihr wollt doch nie es mehr betreten!
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Isabella | Gewiß! Ich werde dort sehr viel |
| durch strenge Buße sühnen müssen, |
| weil ich zuvor gezwungen bin, |
| noch eine Sünde zu begehn.
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Luzio | Noch eine Sünde! Redet, welche?
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Isabella | So wißt! |
| Zur Lösung meines Bruders |
| verlangte Friedrich das von mir, |
| und das er jenen straft!
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Luzio | Zum Teufel, ’s ist nicht möglich, |
| welch ein Heuchler! Und ihr?
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Isabella | Ich muß es ihm gewähren, |
| noch diese Nacht, kein Mittel sonst!
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Luzio | Entsetzlich; ha, nimmermehr, |
| für eure Ehre sterb’ ich gern!
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Isabella | Triumph, wahrhaft ist seine Liebe!
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Luzio | Und wenn ich selbst im Kampfe bliebe, |
| ich ruf’ es durch die Straßen aus, |
| ich schrei’ es laut von Haus zu Haus, |
| wie schändlich Friedrichs Heuchelei, |
| wie schimpflich seine Tyrannei!
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Isabella | Ich habe auch schon dran gedacht; – |
| doch hätte man mich ausgelacht. |
| Wer glaubt denn wohl an Friedrichs Liebe? |
| Beruhigt euch, nichts hilft das Toben!
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Luzio | Ich rase! Ist dies Isabella?
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Dorella | So seid doch still, was geht’s euch an?
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Luzio | Bei Gott! Was soll ich von euch denken?
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Dorella | So seid doch still, was geht’s euch an? |
| Ein Kluger tut, als wiss’ er nichts!
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Luzio | Ich werde toll! O, welche Schmach!
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Isabella | In dem erhabenen Erglühen |
| spricht sich die schönste Liebe aus, |
| erst soll er quälen sich und mühen, |
| dann lach’ ich ihn voll Freude aus!
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Dorella | Was mögt ihr euch nur so erglühen, |
| es kommt doch nur ein Spaß heraus; |
| was wollt ihr denn um sie sich mühen, |
| sie lacht euch doch bezeiten aus!
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Luzio | Vor Wut fühl ich mein Herz erglühen, |
| mir füllt die Adern Angst und Graus; |
| ich möchte Gift und Flammen sprühen, |
| und sie lacht mich wohl gar noch aus! |