Liebesverbot 2. Aufzug Finale 2

IsabellaVerweile hier, hier muß er kommen!

MarianaWie glüht die Wange mir vor Scham!

IsabellaDoch Keckheit wird allein uns frommen.

MarianaIch weiß nicht, wie ich dazu komm’!

IsabellaWohlan! Ich grüße dich als Braut,
denn Flitterwochen bist du nah.

MarianaWie mir vor solcher Ehe graut!
O, wär’ doch schon das Ende da!

IsabellaO nur Geduld, so hitzig nicht!
Für dich leist’ ich darauf Verzicht!
Mein süßes Bräutchen, lebe wohl!

MarianaNovizenschwester, lebe wohl!
Isabella entfernt sich.
Welch wunderbar’ Erwarten,
Gefühl voll Lust und Schmerz,
ich zieh’ für eine andre
den Gatten an mein Herz.
Und doch winkt mir von ferne
nach langem Gram ein Glück; –
o bringt ihn, güt’ge Sterne,
voll Reue mir zurück!
Sie verliert sich in einem der Laubgänge. Friedrich kommt maskiert. Luzio schleicht ihm nach.

FriedrichHier soll sie sein; – wo mag sie weilen?

LuzioEr ist’s, ich habe ihn erkannt!

FriedrichWer ist der Mensch, der mich verfolgt?
Luzio tritt unbefangen auf ihn zu.

LuzioGanz recht! Dort ist noch eine Maske!
He, Freund, kommt mit zur Prozession!

FriedrichZu einer Narrenprozession?

LuzioWieso? Ich denk’ ihr seid ein Kluger,
und feiert unsern Karneval.

FriedrichIch euren Karneval!

LuzioWas soll ich denken! Ihr seid doch verlarvt?

FriedrichVerdammt! – Nun ja, – ich komme dann!

LuzioSo recht, lacht jenen Toren aus,
tralalalalala!

FriedrichIch lach’ ihn aus!

Luzioder diese Lustbarkeit verbot,
tralalalalala!

FriedrichHa ha ha ha!

LuzioIhr seid gescheit,
und macht die bunten Scherze mit.

FriedrichDas tu’ ich!

LuzioFriedrich ist ein Narr!
Glaubt nur, er denkt nicht, wie er handelt.

FriedrichKann sein!

LuzioNein, nein! Nicht doch! Er handelt
nicht, wie er denkt!

FriedrichAuch dies! Zum Teufel!

LuzioEr ist ein Heuchler und ein Schuft!
Nicht wahr?

FriedrichJawohl! Doch bitt’ ich euch:
laßt mich, ich bin nicht aufgelegt,
ich komme später auf dem Korso.

LuzioNun gut. Ich nehme euch beim Wort.
Ihr führt den Maskenzug mit an!
Luzio stellt sich, als ob er sich entferne.

FriedrichSchon gut, bis dahin laßt mich gehn! –
Ich bin den läst’gen Schwätzer los!
Wo bleibst du, Isabella?
Mariana zeigt sich in der Ferne.
Ha, wer kommt dort? ’s ist ein Weib! Ist sie’s?
Mariana gibt ihm in den Zeichen.
Das ist das Zeichen! Welche Wonne!
Du bist es, himmlisches Geschöpf!
Er eilt mit Mariana ab.

Luzio hervorbrechend
Zum Teufel, ja, sie war’s! Frisch nach!
Ich will die Freude euch gesegnen!
Er eilt Friedrich nach.
Dorella als Colombine tritt Luzio in den Weg, hängt sich an seinen Hals und sucht fortwährend durch Liebkosungen aller Art den Widerstrebenden zurückzuhalten.

DorellaWohin so eilig?

LuzioAus dem Weg!

DorellaJetzt kommst du mir nicht mehr hinweg;
erst mußt du büßen für die Schuld,
daß du verachtet meine Huld.
Isabella kommt von der anderen Seite und beobachtet in einem Versteck Luzio und Dorella.

LuzioSie ist verrückt, was fang ich an,
Wer hat’s dir, Närrin, angetan?

IsabellaSo recht, sie muß zurück ihn halten!
Sonst ging’ es an ein Schädelspalten!
Brighella erblickt, auf der anderen Seite im Gebüsch verborgen, Luzio und Dorella.

BrighellaZum Teufel, so erwisch ich sie!
Wie schlottern mir vor Wut die Knie!

DorellaIst das der Lohn, ist das die Treue?

LuzioJetzt laß mich los, sonst steht es schlimm!

DorellaFühlst du noch immer keine Reue?

BrighellaIch schäume bald vor Wut und Grimm!

IsabellaMich dünkt, ihm ist nicht wohl dabei!

DorellaIst das der Lohn, ist das die Reue?

BrighellaMein Haar sträubt sich vor Schreck und Graus.

IsabellaDorella ist auch gar zu frei!

BrighellaAch, das hält nur der Teufel aus!

IsabellaDie Schelmin läßt ihn nicht mehr los!
Sie treibt ihn bis zur Raserei!
Sein Ärger ist jetzt wahrlich groß!
Und dieser ist nicht Heuchelei!

DorellaIch lass’ dich Schelmen nicht mehr los!
Sobald kommst du nicht wieder frei!
Du stehst jetzt meiner Rache bloß,
nichts hilft dir deine Raserei!

LuzioWie komm’ ich von der Närrin los,
sie bringt mich bis zur Raserei!
Von diesem lästigen Gekos’,
wer macht mich armen Sünder frei?

BrighellaDie Schändliche läßt gar nicht los,
sie bringt mich bis zur Raserei!
Die Wut in mir ist wahrlich groß,
O, der verruchten Heuchelei!

LuzioDorella, Einz’ge, höre mich:
Untreu war ich zum Scheine bloß,
ich blieb dir treu, ich liebe dich,
ich küsse dich!
er küßt sie.
Jetzt laß mich los!
Er macht sich schnell los, läuft aber in der Verwirrung nach der Seite, ab, die der entgegengestzt ist, auf welcher Friedrich und Mariana verschwanden.

Isabella tritt heftig hervor
Ha, was war das, was mußt’ ich hören!

Brighella springt wie ein Wahnsinniger auf Dorella los
Das ist zuviel! Du Ungeheuer!
Verworfnes, böses Katzenherz!

DorellaHilf Gott! Ein Scheusal! Ein Gespenst!
Sie läuft entsetzt davon.

Pontio tritt auf
Signora Isabella, he!
Hier, das Patent! ’s ist unterschlagen,
ich hab’s für euch gestohlen!

IsabellaHab Dank! Es ist noch nicht erbrochen?
Bald, Claudio, end’ ich deine Zweifel!

BrighellaWie komm’ ich fort! Ich muß ihr nach,
und Friedrich soll ich hier bewachen!
He, Pontio!

Pontio entsetzt über Brighellas Anblick
Herr! – Wie siehst du aus!

BrighellaIch bitte dich um alle Welt,
ich muß davon, bleib hier für mich!
Steh Wache hier am Pavillon,
in zunehmender Verwirrung
laß niemand zu, laß niemand aus!
Nicht doch! Ja, ja! Nein, nein! Zum Teufel!
Fang ihn gleich auf, den Lumpenkerl!
Bewach ihn! ’ne Maske!

PontioDas verstehe, wer da will!

BrighellaSo bleib! Ich geb’ dir meine halbe Löhnung!
Dorthin! In Teufels Namen! Ach! –
läuft wie besessen davon

PontioIst der verrückt? Die halbe Löhnung!
Ich weiß zwar nicht recht, was ich soll,
die Löhnung aber tut mir gut!
«Die Wache hier am Pavillon!
Laß niemand zu, laß niemand aus!
Nicht doch! Ja, ja! Nein, nein! Zum Teufel!
Fang ihn gleich auf, den Lumpenkerl!
Bewache ihn! ’ne Maske!» Gut!
Die Sache ist mir klar, –
ich weiß, woran ich bin!

Isabella das Schreiben erbrechend
Laßt sehn, –

Pontio«Ein Lump!»

IsabellaWie schreibt der gnäd’ge Herr?

Pontio«’ne Maske!» «Ein Lump!» «’ne Maske!»
Pontio stellt sich im Hintergrund an einem Pavillon als Wache auf.

Isabella ist an eine Fackel getreten und liest das Schreiben
Ihr Heil’gen, welche Schändlichkeit!
Nicht die Begnadigung,
geschärft zum augenblicklichen Volzug ist der Befehl!
Durch welchen Zufall hab’ ich, mein Claudio, dich gerettet!
Ha, Rache, Rache dem Verruchten!
Herbei! Herbei! Ihr Leute!
Volk Palermos, tiefgekränktes Volk!
Eilt her! Zur Rache! Zur Empörung!
Hört meinen Schrei! Herbei! Herbei!
Alles stürzt in verwirrung auf die Szene.
Wer schreit! Was ist geschehn?
Was ist dir widerfahren, sprich!
Greift zu den Waffen! Auf, zur Rache!
Stürzt ihn, den schändlichen Tyrannen!
Luzio kommt.
Auf, Luzio! Komm und räche mich!

AlleWas ist ihr?

Luzio sie von sich stoßend
Laßt die Heuchlerin! Laßt sie nur rasen!

AlleWas sagst du?

LuzioEs ist Lüge!

IsabellaLuzio, höret mich,
wie jämmerlich sind wir betrogen!

LuzioEntehrtes Weib, was soll dein Schrei’n?

AlleWas soll man denken, sprecht heraus!

IsabellaHört nicht auf ihn, hört mich allein!
Hört ihr umsonst der Rache Schrei’n?

LuzioHört nicht auf sie, hört mich allein!
Sie kennt ja nur Betrügerei’n!

AlleWem soll man trau’n von diesen zwei’n?
Warum mag sie um Rache schrei’n?
Pontio hat im Hintergrunde den verlarvten Friedrich und Mariana ergriffen; der Chor teilt sich in der Mitte, man sieht Pontio sich mit Friedrich nach dem Vordergrunde zu ringen.