Wotan steht stumm mit sich kämpfend; die übrigen Götter heften in schweigender Spannung die Blicke auf ihn. Währenddem hat Fafner beiseite mit Fasolt beraten | Freia | 14 | ||||||||||||
Fafner | zu Fasolt | 14 | ||||||||||||
Glaub’ mir, mehr als Freia | 14 | |||||||||||||
frommt das gleißende Gold: | 14 | |||||||||||||
auch ew’ge Jugend erjagt, | 14 | |||||||||||||
wer durch Goldes Zauber sie zwingt. | 14 | |||||||||||||
Fasolts Gebärde deutet an, daß er sich wider Willen überredet fühlt. Fafner tritt mit Fasolt wieder an Wotan heran. | Jugend Rheingold Riesen | 33 | ||||||||||||
Hör’, Wotan, der Harrenden Wort! | 58 | |||||||||||||
Freia bleib’ euch in Frieden; | ||||||||||||||
leicht’ren Lohn fand ich zur Lösung: | ||||||||||||||
uns rauhen Riesen genügt | Riesen | 58 | ||||||||||||
des Niblungen rotes Gold. | Ring | 59 | ||||||||||||
Wotan | Seid ihr bei Sinn? | |||||||||||||
Was nicht ich besitze, | ||||||||||||||
soll ich euch Schamlosen schenken? | ||||||||||||||
Fafner | Schwer baute dort sich die Burg; | Riesen | 58 | |||||||||||
leicht wird dir’s mit list’ger Gewalt | ||||||||||||||
was im Neidspiel nie uns gelang, | ||||||||||||||
den Niblungen fest zu fahn. | Loge | 42 | ||||||||||||
Wotan | Für euch müht’ ich mich um den Alben? | |||||||||||||
Für euch fing’ ich den Feind? | ||||||||||||||
Unverschämt und überbegehrlich, | ||||||||||||||
macht euch Dumme mein Dank! | ||||||||||||||
Fasolt | ergreift plötzlich Freia und führt sie mit Fafner zur Seite | |||||||||||||
Hieher, Maid! In unsre Macht! | ||||||||||||||
Als Pfand folgst du uns jetzt, | ||||||||||||||
bis wir Lösung empfah’n! | ||||||||||||||
Freia | wehklagend | |||||||||||||
Wehe! Wehe! Wehe! | ||||||||||||||
alle Götter sind in höchster Bestürzung | ||||||||||||||
Fafner | Fort von hier sei sie entführt! | |||||||||||||
Bis Abend – achtet’s wohl – | ||||||||||||||
pflegen wir sie als Pfand; | ||||||||||||||
wir kehren wieder; doch kommen wir, | ||||||||||||||
und bereit liegt nicht als Lösung | Ring | 59 | ||||||||||||
das Rheingold licht und rot – | 59 | |||||||||||||
Fasolt | Zu End’ ist die Frist dann, | |||||||||||||
Freia verfallen: | ||||||||||||||
für immer folge sie uns! | ||||||||||||||
Freia | schreiend | |||||||||||||
Schwester! Brüder! Rettet! Helft! | ||||||||||||||
sie wird von den hastig enteilenden Riesen fortgetragen | ||||||||||||||
Froh | Auf, ihnen nach! | |||||||||||||
Donner | Breche denn alles! | Freia | 14 | |||||||||||
Sie blicken Wotan fragend an | ||||||||||||||
Freia | aus weiter Ferne | |||||||||||||
Rettet! Helft! | ||||||||||||||
Loge | den Riesen nachsehend | |||||||||||||
Über Stock und Stein zu Tal | ||||||||||||||
stapfen sie hin: | ||||||||||||||
durch des Rheines Wasserfurt | ||||||||||||||
waten die Riesen. | ||||||||||||||
Fröhlich nicht hängt Freia | ||||||||||||||
den Rauhen über dem Rücken! – | ||||||||||||||
Heia! Hei! Wie taumeln die Tölpel dahin! | ||||||||||||||
Durch das Tal talpen sie schon. | ||||||||||||||
Wohl an Riesenheims Mark | ||||||||||||||
erst halten sie Rast. – | ||||||||||||||
er wendet sich zu den Göttern | ||||||||||||||
Was sinnt nun Wotan so wild? | ||||||||||||||
Den sel’gen Göttern wie geht’s? | ||||||||||||||
Ein fahler Nebel erfüllt mit wachsender Dichtheit die Bühne; in ihm erhalten die Götter ein zunehmend bleiches und ältliches Aussehen: alle stehen bang und erwartungsvoll auf Wotan blickend, der sinnend die Augen an den Boden heftet | Freia Angst | 14 | ||||||||||||
Trügt mich ein Nebel? | ||||||||||||||
Neckt mich ein Traum? | Jugend | 33 | ||||||||||||
Wie bang und bleich verblüht ihr so bald! | Freia | 33 | ||||||||||||
Euch erlischt der Wangen Licht; | Angst | 33 | ||||||||||||
der Blick eures Auges verblitzt! | 33 | |||||||||||||
Frisch, mein Froh, noch ist’s ja früh! | 33 | |||||||||||||
Deiner Hand, Donner, entsinkt ja der Hammer! | ||||||||||||||
Was ist’s mit Fricka? Freut sie sich wenig | ||||||||||||||
ob Wotans grämlichem Grau, | Jugend | 33 | ||||||||||||
das schier zum Greisen ihn schafft? | 33 | |||||||||||||
Fricka | Wehe! Wehe! Was ist geschehen? | Freia Wehe | 14 | |||||||||||
Donner | Mir sinkt die Hand! | |||||||||||||
Froh | Mir stockt das Herz! | |||||||||||||
Loge | Jetzt fand’ ich’s: hört, was euch fehlt! | Jugend | 33 | |||||||||||
Von Freias Frucht genosset ihr heute noch nicht. | ||||||||||||||
Die goldnen Äpfel in ihrem Garten, | Jugend | 33 | ||||||||||||
sie machten euch tüchtig und jung, | 33 | |||||||||||||
aßt ihr sie jeden Tag. | 33 | |||||||||||||
Des Gartens Pflegerin ist nun verpfändet; | 33 | |||||||||||||
an den Ästen darbt und dorrt das Obst, | ||||||||||||||
bald fällt faul es herab. – | ||||||||||||||
Mich kümmert’s minder; | Loge | 42 | ||||||||||||
an mir ja kargte Freia von je | ||||||||||||||
knausernd die köstliche Frucht: | Loge | 42 | ||||||||||||
denn halb so echt nur bin ich wie, Selige, ihr! | 42 | |||||||||||||
Doch ihr setztet alles auf das jüngende Obst: | ||||||||||||||
das wußten die Riesen wohl; | ||||||||||||||
auf eurer Leben legten sie’s an: | ||||||||||||||
nun sorgt, wie ihr das wahrt! | ||||||||||||||
Ohne die Äpfel, | Jugend | 33 | ||||||||||||
alt und grau, greis und grämlich, | 33 | |||||||||||||
welkend zum Spott aller Welt, | 33 | |||||||||||||
erstirbt der Götter Stamm. | ||||||||||||||
Fricka | bang | |||||||||||||
Wotan, Gemahl, unsel’ger Mann! | ||||||||||||||
Sieh, wie dein Leichtsinn lachend uns allen | ||||||||||||||
Schimpf und Schmach erschuf! | ||||||||||||||
Wotan | mit plötzlichem Entschluß auffahrend | Ring | 59 | |||||||||||
Auf, Loge, hinab mit mir! | ||||||||||||||
Nach Nibelheim fahren wir nieder: | ||||||||||||||
gewinnen will ich das Gold. | ||||||||||||||
Loge | Die Rheintöchter riefen dich an: | Rheintöchtersang | 57 | |||||||||||
so dürfen Erhörung sie hoffen? | 57 | |||||||||||||
Wotan | heftig | |||||||||||||
Schweige, Schwätzer! | ||||||||||||||
Freia, die Gute, Freia gilt es zu lösen! | ||||||||||||||
Loge | Wie du befiehlst | |||||||||||||
führ’ ich dich gern | ||||||||||||||
steil hinab | ||||||||||||||
steigen wir denn durch den Rhein? | ||||||||||||||
Wotan | Nicht durch den Rhein! | |||||||||||||
Loge | So schwingen wir uns durch die Schwefelkluft. | |||||||||||||
Dort schlüpfe mit mir hinein! | ||||||||||||||
Er geht voran und verschwindet seitwärts in einer Kluft, aus der sogleich ein schwefliger Dampf hervorquillt | Loge | 42 | ||||||||||||
Wotan | Ihr andern harrt bis Abend hier: | 42 | ||||||||||||
verlorner Jugend erjag’ ich erlösendes Gold! | Ring | 59 | ||||||||||||
Er steigt Loge nach in die Kluft hinab: der aus ihr dringende Schwefeldampf verbreitet sich über die ganze Bühne und erfüllt diese schnell mit dickem Gewölk. Bereits sind die Zurückbleibenden unsichtbar. | Loge | 42 | ||||||||||||
Donner | Fahre wohl, Wotan! | 42 | ||||||||||||
Froh | Glück auf! Glück auf! | 42 | ||||||||||||
Fricka | O kehre bald zur bangenden Frau! | 42 | ||||||||||||
Der Schwefeldampf verdüstert sich bis zu ganz schwarzem Gewölk, welches von unten nach oben steigt; dann verwandelt sich dieses in festes, finsteres Steingeklüft, das sich immer aufwärts bewegt, so daß es den Anschein hat, als sänke die Szene immer tiefer in die Erde hinab. Wachsendes Geräusch wie von Schmiedenden wird überallher vernommen. | Entsagung Wehe Angst Rheingold Ring Nibelungen | 42 |