Der Wanderer | Was zu wissen dir frommt, | |||||||||||||||||||
solltest du fragen: | ||||||||||||||||||||
Kunde verbürgte mein Kopf. | 96 | 83 | Wanderer Vertrag | |||||||||||||||||
Daß du nun nicht weißt, | ||||||||||||||||||||
was dir nützt, | ||||||||||||||||||||
des fass’ ich jetzt deines als Pfand. | 83 | Vertrag | ||||||||||||||||||
Gastlich nicht galt mir dein Gruß, | ||||||||||||||||||||
mein Haupt gab ich in deine Hand, | ||||||||||||||||||||
um mich des Herdes zu freun. | ||||||||||||||||||||
Nach Wettens Pflicht pfänd’ ich nun dich, | ||||||||||||||||||||
lösest du drei der Fragen nicht leicht. | 83 | Vertrag | ||||||||||||||||||
Drum frische dir, Mime, den Mut! | ||||||||||||||||||||
Mime | sehr schüchtern und zögernd, endlich in furchtsamer Ergebung sich fassend | 50 | 63 | Nibelungen Schleichen | ||||||||||||||||
Lang’ schon mied ich mein Heimatland, | 50 | 63 | ||||||||||||||||||
lang’ schon schied ich | 50 | 63 | ||||||||||||||||||
aus der Mutter Schoß; | 50 | 63 | ||||||||||||||||||
mir leuchtete Wotans Auge, | 90 | Walhall | ||||||||||||||||||
zur Höhle lugt’ es herein: | 90 | |||||||||||||||||||
vor ihm magert mein Mutterwitz. | ||||||||||||||||||||
Doch frommt mir’s nun weise zu sein, | 50 | 63 | Nibelungen Schleichen | |||||||||||||||||
Wand’rer, frage denn zu! | ||||||||||||||||||||
Vielleicht glückt mir’s, gezwungen | 50 | Nibelungen | ||||||||||||||||||
zu lösen des Zwerges Haupt. | 50 | |||||||||||||||||||
Der Wanderer | wieder gemächlich sich niederlassend | |||||||||||||||||||
Nun, ehrlicher Zwerg, | ||||||||||||||||||||
sag’ mir zum ersten: | ||||||||||||||||||||
welches ist das Geschlecht, | 93 | Wälsungen | ||||||||||||||||||
dem Wotan schlimm sich zeigte | 93 | |||||||||||||||||||
und das doch das liebste ihm lebt? | 105 | Wotans Scheidegruss | ||||||||||||||||||
Mime | sich ermunternd | |||||||||||||||||||
Wenig hört’ ich von Heldensippen; | 50 | 63 | Nibelungen Schleichen | |||||||||||||||||
der Frage doch mach’ ich mich frei. | 50 | 63 | ||||||||||||||||||
Die Wälsungen sind das Wunschgeschlecht, | 93 | Wälsungen | ||||||||||||||||||
das Wotan zeugte und zärtlich liebte, | 93 | |||||||||||||||||||
zeigt’ er auch Ungunst ihm. | 93 | |||||||||||||||||||
Siegmund und Sieglind’ stammten von Wälse, | 93 | |||||||||||||||||||
ein wild-verzweifeltes Zwillingspaar: | 93 | |||||||||||||||||||
Siegfried zeugten sie selbst, | 67 | Siegfried | ||||||||||||||||||
den stärksten Wälsungensproß. | ||||||||||||||||||||
Behalt’ ich, Wand’rer, zum ersten mein Haupt? | 50 | 63 | Nibelungen Schleichen | |||||||||||||||||
Der Wanderer | gemütlich | |||||||||||||||||||
Wie doch genau das Geschlecht du mir nennst: | ||||||||||||||||||||
schlau eracht’ ich dich Argen! | ||||||||||||||||||||
Der ersten Frage wardst du frei. | ||||||||||||||||||||
Zum zweiten nun sag’ mir, Zwerg: | ||||||||||||||||||||
ein weiser Niblung wahret Siegfried; | 50 | 23 | Nibelungen Grübel Fafner | |||||||||||||||||
Fafner soll er ihm fällen, | 11 | |||||||||||||||||||
daß den Ring er erränge, | 11 | |||||||||||||||||||
des Hortes Herrscher zu sein. | 11 | |||||||||||||||||||
Welches Schwert muß Siegfried nun schwingen, | ||||||||||||||||||||
taug’ es zu Fafners Tod? | ||||||||||||||||||||
Mime | seine gegenwärtige Lage immer mehr vergessend und von dem Gegenstande lebhaft angezogen, reibt sich vergnügt die Hände | 50 | Nibelungen | |||||||||||||||||
Notung heißt ein neidliches Schwert; | 63 | 65 | Schleichen Schwert | |||||||||||||||||
in einer Esche Stamm stieß es Wotan: | ||||||||||||||||||||
dem sollt’ es geziemen, | ||||||||||||||||||||
der aus dem Stamm es zög’. | ||||||||||||||||||||
Der stärksten Helden keiner bestand’s: | 50 | 63 | Nibelungen Schleichen Schwert | |||||||||||||||||
Siegmund, der Kühne, konnt’s allein: | 65 | |||||||||||||||||||
fechtend führt’ er’s im Streit, | ||||||||||||||||||||
bis an Wotans Speer es zersprang. | ||||||||||||||||||||
Nun verwahrt die Stücken ein weiser Schmied; | 50 | Nibelungen | ||||||||||||||||||
denn er weiß, daß allein mit dem Wotansschwert | 50 | |||||||||||||||||||
ein kühnes dummes Kind, | 63 | 67 | Schleichen Siegfried Schwert | |||||||||||||||||
Siegfried, den Wurm versehrt. | 63 | 65 | ||||||||||||||||||
ganz vergnügt | 63 | |||||||||||||||||||
Behalt’ ich Zwerg auch zweitens mein Haupt? | ||||||||||||||||||||
Der Wanderer | lachend | 50 | 63 | Nibelungen Schleichen | ||||||||||||||||
Der witzigste bist du unter den Weisen: | 50 | 63 | ||||||||||||||||||
wer käm’ dir an Klugheit gleich? | 50 | 63 | ||||||||||||||||||
Doch bist du so klug, | 50 | 63 | ||||||||||||||||||
den kindischen Helden | 50 | 63 | ||||||||||||||||||
für Zwergenzwecke zu nützen, | 50 | 63 | ||||||||||||||||||
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mit der dritten Frage droh’ ich nun! | ||||||||||||||||||||
Sag’ mir, du weiser Waffenschmied: | 50 | Nibelungen | ||||||||||||||||||
wer wird aus den starken Stücken | 50 | |||||||||||||||||||
Notung, das Schwert, wohl schweißen? | 67 | Siegfried | ||||||||||||||||||
Mime | fährt im höchsten Schrecken auf | |||||||||||||||||||
Die Stücken! Das Schwert! | 34 | Jugendkraft | ||||||||||||||||||
O weh! Mir schwindelt! | 34 | |||||||||||||||||||
Was fang’ ich an? | 34 | |||||||||||||||||||
Was fällt mir ein? | 34 | |||||||||||||||||||
Verfluchter Stahl, daß ich dich gestohlen! | 34 | |||||||||||||||||||
Er hat mich vernagelt in Pein und Not! | 99 | 34 | Wehe | |||||||||||||||||
Mir bleibt er hart, | 99 | 34 | ||||||||||||||||||
ich kann ihn nicht hämmern: | 99 | 34 | ||||||||||||||||||
Niet’ und Löte läßt mich im Stich! | 99 | 34 | ||||||||||||||||||
Er wirft wie sinnlos sein Gerät durcheinander und bricht in helle Verzweiflung aus | ||||||||||||||||||||
Der weiseste Schmied weiß sich nicht Rat! | 45 | Mime | ||||||||||||||||||
Wer schweißt nun das Schwert, | ||||||||||||||||||||
schaff’ ich es nicht? | ||||||||||||||||||||
Das Wunder, wie soll ich’s wissen? | ||||||||||||||||||||
Der Wanderer | ist ruhig vom Herd aufgestanden | 96 | Wanderer | |||||||||||||||||
Dreimal solltest du fragen, | 96 | |||||||||||||||||||
dreimal stand ich dir frei: | 96 | |||||||||||||||||||
nach eitlen Fernen forschtest du; | ||||||||||||||||||||
doch was zunächst dir sich fand, | ||||||||||||||||||||
was dir nützt, fiel dir nicht ein. | ||||||||||||||||||||
Nun ich’s errate, wirst du verrückt: | 65 | Schwert | ||||||||||||||||||
gewonnen hab’ ich das witzige Haupt! | 83 | 50 | Vertrag | |||||||||||||||||
Jetzt, Fafners kühner Bezwinger, | 50 | Nibelungen | ||||||||||||||||||
hör’, verfall’ner Zwerg: | 106 | Wurm | ||||||||||||||||||
«Nur wer das Fürchten nie erfuhr, | ||||||||||||||||||||
schmiedet Notung neu.» | 65 | Schwert | ||||||||||||||||||
Mime starrt ihn groß an: er wendet sich zum Fortgange | 42 | Loge | ||||||||||||||||||
Dein weises Haupt wahre von heut’: | 42 | |||||||||||||||||||
verfallen lass’ ich es dem, | 67 | 42 | Siegfried | |||||||||||||||||
der das Fürchten nicht gelernt! | 42 | |||||||||||||||||||
Er wendet sich lächelnd ab und verschwindet schnell im Walde. Mime ist wie vernichtet auf den Schemel hinter dem Amboß zurückgesunken | 42 |