Dritte Szene | |||||||||||||||||
Mime | starrt grad vor sich aus in den sonnig beleuchteten Wald hinein und gerät zunehmend in heftiges Zittern | 42 | Loge | ||||||||||||||
Verfluchtes Licht! | 106 | 42 | Wurm | ||||||||||||||
Was flammt dort die Luft? | 106 | 42 | |||||||||||||||
Was flackert und lackert, | 106 | 42 | |||||||||||||||
was flimmert und schwirrt, | 106 | 42 | |||||||||||||||
was schwebt dort und webt | 106 | 42 | |||||||||||||||
und wabert umher? | 106 | 42 | |||||||||||||||
Da glimmert’s und glitzt’s | 106 | 42 | |||||||||||||||
in der Sonne Glut! | 106 | 42 | |||||||||||||||
Was säuselt und summt | 106 | 42 | |||||||||||||||
und saust nun gar? | 106 | 42 | |||||||||||||||
Es brummt und braust | 106 | 42 | |||||||||||||||
und prasselt hieher! | 106 | 42 | |||||||||||||||
Dort bricht’s durch den Wald, | 106 | 42 | |||||||||||||||
will auf mich zu! | 106 | 42 | |||||||||||||||
Er bäumt sich vor Entsetzen auf | 106 | 42 | |||||||||||||||
Ein gräßlicher Rachen reißt sich mir auf: | 106 | 42 | |||||||||||||||
der Wurm will mich fangen! | 106 | 42 | |||||||||||||||
Fafner! Fafner! | 106 | 42 | |||||||||||||||
Er sinkt laut schreiend hinter dem breiten Amboß zusammen | |||||||||||||||||
Siegfried | bricht aus dem Waldgesträuch hervor und ruft noch hinter der Szene, während man seine Bewegung an dem zerkrachenden Gezweige des Gesträuches gewahrt | 65 | Schwert | ||||||||||||||
Heda! Du Fauler! | 97 | Wanderlied | |||||||||||||||
Bist du nun fertig! | 97 | ||||||||||||||||
Er tritt in die Höhle herein und hält verwundert an | 34 | Jugendkraft | |||||||||||||||
Schnell! Wie steht’s mit dem Schwert? | 34 | ||||||||||||||||
Wo steckt der Schmied? | 34 | ||||||||||||||||
Stahl er sich fort? | 34 | ||||||||||||||||
Hehe! Mime, du Memme! | 34 | ||||||||||||||||
Wo bist du? Wo birgst du dich? | 34 | ||||||||||||||||
Mime | mit schwacher Stimme hinter dem Amboß | ||||||||||||||||
Bist du es, Kind? | 106 | Wurm | |||||||||||||||
Kommst du allein? | 106 | ||||||||||||||||
Siegfried | lachend | ||||||||||||||||
Hinter dem Amboß? | 34 | Jugendkraft | |||||||||||||||
Sag’, was schufest du dort? | 34 | ||||||||||||||||
Schärftest du mir das Schwert? | 34 | ||||||||||||||||
Mime | höchst verstört und zerstreut hervorkommend | ||||||||||||||||
Das Schwert? Das Schwert? | 106 | Wurm | |||||||||||||||
Wie möcht’ ich’s schweißen? – | 106 | ||||||||||||||||
«Nur wer das Fürchten nie erfuhr, | |||||||||||||||||
schmiedet Notung neu.» | 65 | Schwert | |||||||||||||||
Zu weise ward ich für solches Werk! | |||||||||||||||||
Siegfried | heftig | ||||||||||||||||
Wirst du mir reden? | 34 | Jugendkraft | |||||||||||||||
Soll ich dir raten? | 34 | ||||||||||||||||
Mime | wie zuvor | ||||||||||||||||
Wo nähm’ ich redlichen Rat? | |||||||||||||||||
Mein weises Haupt hab’ ich verwettet: | 96 | Wanderer | |||||||||||||||
vor sich hin starrend | |||||||||||||||||
verfallen, verlor ich’s an den, | 67 | Siegfried | |||||||||||||||
«Der das Fürchten nicht gelernt». | 67 | ||||||||||||||||
Siegfried | ungestüm | ||||||||||||||||
Sind mir das Flausen? | 34 | Jugendkraft | |||||||||||||||
Willst du mir fliehn? | 34 | ||||||||||||||||
Mime | allmählich sich etwas fassend | ||||||||||||||||
Wohl flöh’ ich dem, | |||||||||||||||||
der’s Fürchten kennt! | |||||||||||||||||
Doch das ließ ich dem Kinde zu lehren! | 45 | Mime | |||||||||||||||
Ich Dummer vergaß, was einzig gut: | 45 | ||||||||||||||||
Liebe zu mir sollt’ er lernen; | |||||||||||||||||
das gelang nun leider faul! | |||||||||||||||||
Wie bring’ ich das Fürchten ihm bei? | |||||||||||||||||
Siegfried | packt ihn | ||||||||||||||||
He! Muß ich helfen? | 34 | Jugendkraft | |||||||||||||||
Was fegtest du heut’? | 34 | ||||||||||||||||
Mime | Um dich nur besorgt, | ||||||||||||||||
versank ich in Sinnen, | |||||||||||||||||
wie ich dich Wichtiges wiese. | |||||||||||||||||
Siegfried | lachend | ||||||||||||||||
Bis unter den Sitz warst du versunken: | |||||||||||||||||
was Wichtiges fandest du da? | |||||||||||||||||
Mime | sich immer mehr fassend | ||||||||||||||||
Das Fürchten lernt’ ich für dich, | |||||||||||||||||
daß ich’s dich Dummen lehre. | |||||||||||||||||
Siegfried | mit ruhiger Verwunderung | ||||||||||||||||
Was ist’s mit dem Fürchten? | |||||||||||||||||
Mime | Erfuhrst du’s noch nie | ||||||||||||||||
und willst aus dem Wald | |||||||||||||||||
doch fort in die Welt? | |||||||||||||||||
Was frommte das festeste Schwert, | 65 | Schwert | |||||||||||||||
blieb dir das Fürchten fern? | |||||||||||||||||
Siegfried | ungeduldig | ||||||||||||||||
Faulen Rat erfindest du wohl? | 45 | Mime | |||||||||||||||
Mime | immer zutraulicher Siegfried näher tretend | 45 | |||||||||||||||
Deiner Mutter Rat redet aus mir; | 94 | 45 | Wälsungenleid Mime | ||||||||||||||
was ich gelobte, muß ich nun lösen: | 94 | 45 | |||||||||||||||
in die listige Welt dich nicht zu entlassen, | 94 | 45 | |||||||||||||||
eh’ du nicht das Fürchten gelernt. | |||||||||||||||||
Siegfried | heftig | ||||||||||||||||
Ist’s eine Kunst, | 34 | Jugendkraft | |||||||||||||||
was kenn’ ich sie nicht? | 34 | ||||||||||||||||
Heraus! Was ist’s mit dem Fürchten? | |||||||||||||||||
Mime | Fühltest du nie im finstren Wald, | 42 | Loge | ||||||||||||||
bei Dämmerschein am dunklen Ort, | 42 | ||||||||||||||||
wenn fern es säuselt, summt und saust, | 42 | ||||||||||||||||
wildes Brummen näher braust, | 42 | ||||||||||||||||
wirres Flackern um dich flimmert, | 12 | Feuerzauber | |||||||||||||||
schwellend Schwirren zu Leib dir schwebt: | 12 | ||||||||||||||||
fühltest du dann nicht grieselnd | 12 | ||||||||||||||||
Grausen die Glieder dir fahen? | 12 | ||||||||||||||||
Glühender Schauer schüttelt die Glieder, | 87 | Waberlohe | |||||||||||||||
in der Brust bebend und bang | 87 | ||||||||||||||||
berstet hämmernd das Herz? | 87 | ||||||||||||||||
Fühltest du das noch nicht, | 87 | ||||||||||||||||
das Fürchten blieb dir dann fremd. | 87 | ||||||||||||||||
Siegfried | nachsinnend | ||||||||||||||||
Sonderlich seltsam muß das sein! | 87 | Waberlohe | |||||||||||||||
Hart und fest, fühl’ ich, steht mir das Herz. | 67 | Siegfried | |||||||||||||||
Das Grieseln und Grausen, | 12 | Feuerzauber | |||||||||||||||
das Glühen und Schauern, | 12 | ||||||||||||||||
Hitzen und Schwindeln, | 12 | ||||||||||||||||
Hämmern und Beben: | 12 | ||||||||||||||||
gern begehr’ ich das Bangen, | 12 | ||||||||||||||||
sehnend verlangt mich’s der Lust! | 87 | Waberlohe | |||||||||||||||
Doch wie bringst du, Mime, mir’s bei? | 87 | ||||||||||||||||
Wie wärst du, Memme, mir Meister? | |||||||||||||||||
Mime | Folge mir nur, ich führe dich wohl: | ||||||||||||||||
sinnend fand ich es aus. | 87 | Waberlohe | |||||||||||||||
Ich weiß einen schlimmen Wurm, | 106 | Wurm | |||||||||||||||
der würgt’ und schlang schon viel: | 106 | ||||||||||||||||
Fafner lehrt dich das Fürchten, | 106 | ||||||||||||||||
folgst du mir zu seinem Nest. | 106 | ||||||||||||||||
Siegfried | Wo liegt er im Nest? | 87 | Waberlohe | ||||||||||||||
Mime | Neidhöhle wird es genannt: | ||||||||||||||||
im Ost, am Ende des Walds. | |||||||||||||||||
Siegfried | Dann wär’s nicht weit von der Welt? | 87 | Waberlohe | ||||||||||||||
Mime | Bei Neidhöhle liegt sie ganz nah. | ||||||||||||||||
Siegfried | Dahin denn sollst du mich führen: | ||||||||||||||||
lernt’ ich das Fürchten, | |||||||||||||||||
dann fort in die Welt! | |||||||||||||||||
Drum schnell! Schaffe das Schwert, | |||||||||||||||||
in der Welt will ich es schwingen. | |||||||||||||||||
Mime | Das Schwert? O Not! | 34 | Jugendkraft |