Siegfried | hat nun die Stücken zerfeilt und in einem Schmelztiegel gefangen, den er jetzt in die Herdglut stellt | |||||||||||||||||||
He, Mime! Geschwind! | ||||||||||||||||||||
Wie heißt das Schwert, | ||||||||||||||||||||
das ich in Späne zersponnen? | ||||||||||||||||||||
Mime | fährt zusammen und wendet sich zu Siegfried | 65 | Schwert | |||||||||||||||||
Notung nennt sich das neidliche Schwert: | 52 | Nothung | ||||||||||||||||||
deine Mutter gab mir die Mär. | ||||||||||||||||||||
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Siegfried | nährt unter dem folgenden die Glut mit dem Blasebalg | 64 | Schmelzlied | |||||||||||||||||
Notung! Notung! Neidliches Schwert! | 52 | Nothung | ||||||||||||||||||
Was mußtest du zerspringen? | ||||||||||||||||||||
Zu Spreu nun schuf ich die scharfe Pracht, | ||||||||||||||||||||
im Tiegel brat’ ich die Späne. | ||||||||||||||||||||
Hoho! Hoho! Hohei! Hohei! Hoho! | ||||||||||||||||||||
Blase, Balg! Blase die Glut! | ||||||||||||||||||||
Wild im Walde wuchs ein Baum, | ||||||||||||||||||||
den hab’ ich im Forst gefällt: | ||||||||||||||||||||
die braune Esche brannt’ ich zur Kohl’, | ||||||||||||||||||||
auf dem Herd nun liegt sie gehäuft. | ||||||||||||||||||||
Hoho! Hoho! Hohei! Hohei! Hoho! | ||||||||||||||||||||
Blase, Balg! Blase die Glut! | ||||||||||||||||||||
Des Baumes Kohle, wie brennt sie kühn; | ||||||||||||||||||||
wie glüht sie hell und hehr! | ||||||||||||||||||||
In springenden Funken sprühet sie auf: | ||||||||||||||||||||
Hohei! Hohei! Hohei! | ||||||||||||||||||||
Zerschmilzt mir des Stahles Spreu. | ||||||||||||||||||||
Hoho! Hoho! Hohei! Hohei! Hoho! | ||||||||||||||||||||
Blase, Balg! Blase die Glut! | ||||||||||||||||||||
Mime | immer für sich, entfernt sitzend | |||||||||||||||||||
Er schmiedet das Schwert, | ||||||||||||||||||||
und Fafner fällt er: | ||||||||||||||||||||
das seh’ ich nun sicher voraus. | ||||||||||||||||||||
Hort und Ring erringt er im Harst: | ||||||||||||||||||||
wie erwerb’ ich mir den Gewinn? | 59 | Ring | ||||||||||||||||||
Mit Witz und List erlang’ ich beides | 50 | Nibelungen | ||||||||||||||||||
und berge heil mein Haupt. | 50 | |||||||||||||||||||
Siegfried | nochmals am Blasebalg | 50 | ||||||||||||||||||
Hoho! Hoho! Hohei! Hohei! Hohei! | 50 | |||||||||||||||||||
Mime | im Vordergrunde für sich | |||||||||||||||||||
Rang er sich müd mit dem Wurm, | ||||||||||||||||||||
von der Müh’ erlab’ ihn ein Trunk: | ||||||||||||||||||||
aus würz’gen Säften, die ich gesammelt, | ||||||||||||||||||||
brau’ ich den Trank für ihn; | ||||||||||||||||||||
wenig Tropfen nur braucht er zu trinken, | ||||||||||||||||||||
sinnenlos sinkt er in Schlaf. | ||||||||||||||||||||
Mit der eignen Waffe, | 65 | Schwert | ||||||||||||||||||
die er sich gewonnen, | 65 | |||||||||||||||||||
räum’ ich ihn leicht aus dem Weg, | 65 | |||||||||||||||||||
erlange mir Ring und Hort. | 65 | |||||||||||||||||||
Er reibt sich vergnügt die Hände | ||||||||||||||||||||
Hei! Weiser Wand’rer! | ||||||||||||||||||||
Dünkt’ ich dich dumm? | ||||||||||||||||||||
Wie gefällt dir nun mein feiner Witz? | 50 | Nibelungen | ||||||||||||||||||
Fand ich mir wohl Rat und Ruh’? | 50 | |||||||||||||||||||
Siegfried | Notung! Notung! Neidliches Schwert! | 52 | Nothung | |||||||||||||||||
Nun schmolz deines Stahles Spreu! | ||||||||||||||||||||
Im eignen Schweiße schwimmst du nun. | ||||||||||||||||||||
Er gießt den glühenden Inhalt des Tiegels in eine Stangenform und hält diese in die Höhe | ||||||||||||||||||||
Bald schwing’ ich dich als mein Schwert! | 65 | Schwert | ||||||||||||||||||
Er stößt die gefüllte Stangenform in den Wassereimer; Dampf und lautes Gezisch der Kühlung erfolgen | ||||||||||||||||||||
In das Wasser floß ein Feuerfluß: | ||||||||||||||||||||
grimmiger Zorn zischt’ ihm da auf! | ||||||||||||||||||||
Wie sehrend er floß, | ||||||||||||||||||||
in des Wassers Flut fließt er nicht mehr. | ||||||||||||||||||||
Starr ward er und steif, | ||||||||||||||||||||
herrisch der harte Stahl: | ||||||||||||||||||||
heißes Blut doch fließt ihm bald! | 65 | Schwert | ||||||||||||||||||
Er stößt den Stahl in die Herdglut und zieht die Blasebälge mächtig an | ||||||||||||||||||||
Nun schwitze noch einmal, | ||||||||||||||||||||
daß ich dich schweiße, | ||||||||||||||||||||
Notung, neidliches Schwert! | 52 | Nothung | ||||||||||||||||||
Mime ist vergnügt aufgesprungen; er holt verschiedene Gefäße hervor, schüttet aus ihnen Gewürz und Kräuter in einen Kochtopf und sucht, diesen auf dem Herd anzubringen | ||||||||||||||||||||
Siegfried beobachtet während der Arbeit Mime, welcher vom andern Ende des Herdes her seinen Topf sorgsam an die Glut stellt | ||||||||||||||||||||
Was schafft der Tölpel | ||||||||||||||||||||
dort mit dem Topf? | ||||||||||||||||||||
Brenn’ ich hier Stahl, | ||||||||||||||||||||
braust du dort Sudel? | ||||||||||||||||||||
Mime | Zuschanden kam ein Schmied, | |||||||||||||||||||
den Lehrer sein Knabe lehrt: | ||||||||||||||||||||
mit der Kunst nun ist’s beim Alten aus, | ||||||||||||||||||||
als Koch dient er dem Kind. | ||||||||||||||||||||
Brennt es das Eisen zu Brei, | ||||||||||||||||||||
aus Eiern braut der Alte ihm Sud. | ||||||||||||||||||||
er fährt fort zu kochen | ||||||||||||||||||||
Siegfried | Mime, der Künstler, | |||||||||||||||||||
lernt jetzt kochen; | ||||||||||||||||||||
das Schmieden schmeckt ihm nicht mehr. | 50 | Nibelungen | ||||||||||||||||||
Seine Schwerter alle hab’ ich zerschmissen; | ||||||||||||||||||||
was er kocht, ich kost’ es ihm nicht! | ||||||||||||||||||||
Unter dem Folgenden zieht Siegfried die Stangenform aus der Glut, zerschlägt sie und legt den glühenden Stahl auf dem Amboß zurecht | ||||||||||||||||||||
Das Fürchten zu lernen, | ||||||||||||||||||||
will er mich führen; | ||||||||||||||||||||
ein Ferner soll es mich lehren: | ||||||||||||||||||||
was am besten er kann, | ||||||||||||||||||||
mir bringt er’s nicht bei: | ||||||||||||||||||||
als Stümper besteht er in allem! | ||||||||||||||||||||
während des Schmiedens | ||||||||||||||||||||
Hoho! Hoho! Hohei! | 64 | Schmelzlied | ||||||||||||||||||
Schmiede, mein Hammer, ein hartes Schwert! | ||||||||||||||||||||
Hoho! Hahei! Hoho! Hahei! | ||||||||||||||||||||
Einst färbte Blut dein falbes Blau; | ||||||||||||||||||||
sein rotes Rieseln rötete dich: | ||||||||||||||||||||
kalt lachtest du da, | ||||||||||||||||||||
das warme lecktest du kühl! | ||||||||||||||||||||
Heiaho! Haha! Haheiaha! | ||||||||||||||||||||
Nun hat die Glut dich rot geglüht; | ||||||||||||||||||||
deine weiche Härte dem Hammer weicht: | ||||||||||||||||||||
zornig sprühst du mir Funken, | ||||||||||||||||||||
daß ich dich Spröden gezähmt! | ||||||||||||||||||||
Heiaho! Heiaho! Heiahohoho! Hahei! | ||||||||||||||||||||
Mime | beiseite | 65 | Schwert | |||||||||||||||||
Er schafft sich ein scharfes Schwert, | ||||||||||||||||||||
Fafner zu fällen, der Zwerge Feind: | ||||||||||||||||||||
ich braut’ ein Truggetränk, | ||||||||||||||||||||
Siegfried zu fangen, dem Fafner fiel. | ||||||||||||||||||||
Gelingen muß mir die List; | ||||||||||||||||||||
lachen muß mir der Lohn! | ||||||||||||||||||||
Er beschäftigt sich während des folgenden damit, den Inhalt des Topfes in eine Flasche zu gießen | ||||||||||||||||||||
Siegfried | Hoho! Hoho! Hahei! | |||||||||||||||||||
Schmiede, mein Hammer, ein hartes Schwert! | ||||||||||||||||||||
Hoho! Hahei! Hahei! Hoho! | ||||||||||||||||||||
Der frohen Funken wie freu’ ich mich; | ||||||||||||||||||||
es ziert den Kühnen des Zornes Kraft: | ||||||||||||||||||||
lustig lachst du mich an, | ||||||||||||||||||||
stellst du auch grimm dich und gram! | ||||||||||||||||||||
Heiaho, haha, haheiaha! | ||||||||||||||||||||
Durch Glut und Hammer glückt’ es mir; | ||||||||||||||||||||
mit starken Schlägen streckt’ ich dich: | ||||||||||||||||||||
nun schwinde die rote Scham; | ||||||||||||||||||||
werde kalt und hart, wie du kannst. | ||||||||||||||||||||
Heiaho! Heiaho! Heiahohoho! Heiah! | ||||||||||||||||||||
Er schwingt den Stahl und stößt ihn in den Wassereimer. Er lacht bei dem Gezisch laut auf | ||||||||||||||||||||
Während Siegfried die geschmiedete Schwertklinge in dem Griffhefte befestigt, treibt sich Mime mit der Flasche im Vordergrunde umher | ||||||||||||||||||||
Mime | Den der Bruder schuf, | 50 | Nibelungen | |||||||||||||||||
den schimmernden Reif, | 63 | Schleichen | ||||||||||||||||||
in den er gezaubert zwingende Kraft, | ||||||||||||||||||||
das helle Gold, das zum Herrscher macht, | ||||||||||||||||||||
ihn hab’ ich gewonnen! | ||||||||||||||||||||
Ich walte sein! | 50 | Nibelungen | ||||||||||||||||||
Er trippelt, während Siegfried mit dem kleinen Hammer arbeitet und schleift und feilt, mit zunehmender Vergnügtheit lebhaft umher | ||||||||||||||||||||
Alberich selbst, der einst mich band, | 63 | Schleichen | ||||||||||||||||||
zur Zwergenfrone zwing’ ich ihn nun; | ||||||||||||||||||||
als Niblungenfürst fahr’ ich darnieder; | ||||||||||||||||||||
gehorchen soll mir alles Heer! | 50 | Nibelungen | ||||||||||||||||||
Der verachtete Zwerg, wie wird er geehrt! | 50 | |||||||||||||||||||
Zu dem Horte hin drängt sich Gott und Held: | 50 | |||||||||||||||||||
mit immer lebhafteren Gebärden | 50 | |||||||||||||||||||
vor meinem Nicken neigt sich die Welt, | 50 | |||||||||||||||||||
vor meinem Zorne zittert sie hin! | 50 | |||||||||||||||||||
Dann wahrlich müht sich Mime nicht mehr: | 50 | |||||||||||||||||||
ihm schaffen andre den ew’gen Schatz. | 50 | |||||||||||||||||||
Mime, der kühne, Mime ist König, | 50 | |||||||||||||||||||
Fürst der Alben, Walter des Alls! | 50 | |||||||||||||||||||
Hei, Mime! Wie glückte dir das! | ||||||||||||||||||||
Wer hätte wohl das gedacht? | ||||||||||||||||||||
Siegfried | hat während der letzten Absätze von Mimes Lied mit den letzten Schlägen die Nieten des Griffheftes geglättet und faßt nun das Schwert | |||||||||||||||||||
Notung! Notung! Neidliches Schwert! | 52 | Nothung | ||||||||||||||||||
Jetzt haftest du wieder im Heft. | ||||||||||||||||||||
Warst du entzwei, ich zwang dich zu ganz; | ||||||||||||||||||||
kein Schlag soll nun dich mehr zerschlagen. | ||||||||||||||||||||
Dem sterbenden Vater zersprang der Stahl, | ||||||||||||||||||||
der lebende Sohn schuf ihn neu: | ||||||||||||||||||||
nun lacht ihm sein heller Schein, | ||||||||||||||||||||
seine Schärfe schneidet ihm hart. | ||||||||||||||||||||
das Schwert vor sich schwingend | ||||||||||||||||||||
Notung! Notung! Neidliches Schwert! | 52 | Nothung | ||||||||||||||||||
Zum Leben weckt’ ich dich wieder, | 65 | Schwert | ||||||||||||||||||
tot lagst du in Trümmern dort, | ||||||||||||||||||||
jetzt leuchtest du trotzig und hehr! | ||||||||||||||||||||
Zeige den Schächern nun deinen Schein! | ||||||||||||||||||||
Schlage den Falschen, fälle den Schelm! | ||||||||||||||||||||
Schau, Mime, du Schmied: | ||||||||||||||||||||
Er holt mit dem Schwert aus | ||||||||||||||||||||
so schneidet Siegfrieds Schwert! | 65 | 29 | 3 | Schwert Horn Arbeit | ||||||||||||||||
Er schlägt auf den Amboß, welcher von oben bis unten in zwei Stücke zerspaltet, so daß er unter großem Gepolter auseinander fällt. Mime, welcher in höchster Verzückung sich auf einen Schemel geschwungen hatte, fällt vor Schreck sitzlings zu Boden. Siegfried hält jauchzend das Schwert in die Höhe. Der Vorhang fällt | 65 | 29 | 3 |