Siegfried sinkt, wie ersterbend, auf die Schlafende und heftet mit geschlossenen Augen seine Lippen auf ihren Mund. Brünnhilde schlägt die Augen auf. Siegfried fährt auf und bleibt vor ihr stehen. Brünnhilde richtet sich langsam zum Sitze auf. Sie begrüßt mit feierlichen Gebärden der erhobenen Arme ihre Rückkehr zur Wahrnehmung der Erde und des Himmels | 10 | 61 | 14 | 27 | Erwachen Schicksal Freia Hingebung | ||||||||||||
Brünnhilde | Heil dir, Sonne! | ||||||||||||||||
Heil dir, Licht! | |||||||||||||||||
Heil dir, leuchtender Tag! | |||||||||||||||||
Lang war mein Schlaf; | 61 | Schicksal | |||||||||||||||
ich bin erwacht. | 61 | ||||||||||||||||
Wer ist der Held, der mich erweckt’? | |||||||||||||||||
Siegfried | von ihrem Blicke und ihrer Stimme feierlich ergriffen, steht wie festgebannt | ||||||||||||||||
Durch das Feuer drang ich, | 67 | Siegfried | |||||||||||||||
das den Fels umbrann; | 67 | ||||||||||||||||
ich erbrach dir den festen Helm: | 67 | ||||||||||||||||
Siegfried bin ich, der dich erweckt’. | 67 | ||||||||||||||||
Brünnhilde | hoch aufgerichtet sitzend | ||||||||||||||||
Heil euch, Götter! | |||||||||||||||||
Heil dir, Welt! | |||||||||||||||||
Heil dir, prangende Erde! | |||||||||||||||||
Zu End’ ist nun mein Schlaf; | |||||||||||||||||
erwacht, seh’ ich: | |||||||||||||||||
Siegfried ist es, der mich erweckt! | |||||||||||||||||
Siegfried | in erhabenste Verzückung ausbrechend | ||||||||||||||||
O Heil der Mutter, die mich gebar; | 7 | Entzückung | |||||||||||||||
Heil der Erde, die mich genährt! | 7 | ||||||||||||||||
Daß ich das Aug’ erschaut, | |||||||||||||||||
das jetzt mir Seligem lacht! | 67 | 32 | Siegfried Jubel | ||||||||||||||
Brünnhilde | mit größter Bewegtheit | ||||||||||||||||
O Heil der Mutter, die dich gebar! | 7 | Entzückung | |||||||||||||||
Heil der Erde, die dich genährt! | 7 | ||||||||||||||||
Nur dein Blick durfte mich schau’n, | 7 | ||||||||||||||||
erwachen durft’ ich nur dir! | 32 | 67 | Jubel Siegfried | ||||||||||||||
Beide bleiben voll strahlenden Entzückens in ihren gegenseitigen Anblick verloren | |||||||||||||||||
O Siegfried! Siegfried! Seliger Held! | 7 | Entzückung | |||||||||||||||
Du Wecker des Lebens, siegendes Licht! | 32 | Jubel | |||||||||||||||
O wüßtest du, Lust der Welt, | |||||||||||||||||
wie ich dich je geliebt! | 7 | Entzückung | |||||||||||||||
Du warst mein Sinnen, | 7 | ||||||||||||||||
mein Sorgen du! | 7 | ||||||||||||||||
Dich Zarten nährt’ ich, | 7 | ||||||||||||||||
noch eh’ du gezeugt; | 7 | ||||||||||||||||
noch eh’ du geboren, | 7 | ||||||||||||||||
barg dich mein Schild: | 7 | ||||||||||||||||
so lang’ lieb’ ich dich, Siegfried! | 68 | Siegfriedliebe | |||||||||||||||
Siegfried | leise und schüchtern | ||||||||||||||||
So starb nicht meine Mutter? | 94 | Wälsungenleid | |||||||||||||||
Schlief die minnige nur? | |||||||||||||||||
Brünnhilde | lächelnd, freundlich die Hand nach ihm ausstreckend | 32 | Jubel | ||||||||||||||
Du wonniges Kind! | 32 | ||||||||||||||||
Deine Mutter kehrt dir nicht wieder. | 32 | ||||||||||||||||
Du selbst bin ich, | 32 | ||||||||||||||||
wenn du mich Selige liebst. | 32 | ||||||||||||||||
Was du nicht weißt, | 61 | Schicksal | |||||||||||||||
weiß ich für dich; | |||||||||||||||||
doch wissend bin ich | 68 | Siegfriedliebe | |||||||||||||||
nur – weil ich dich liebe! | 68 | ||||||||||||||||
O Siegfried! Siegfried! Siegendes Licht! | 32 | 7 | Jubel Entzückung | ||||||||||||||
Dich liebt’ ich immer; | 32 | ||||||||||||||||
denn mir allein erdünkte Wotans Gedanke. | |||||||||||||||||
Der Gedanke, den ich nie nennen durfte; | |||||||||||||||||
den ich nicht dachte, sondern nur fühlte; | |||||||||||||||||
für den ich focht, kämpfte und stritt; | |||||||||||||||||
für den ich trotzte dem, der ihn dachte; | |||||||||||||||||
für den ich büßte, Strafe mich band, | |||||||||||||||||
weil ich nicht ihn dachte und nur empfand! | 95 | Wälsungenliebe | |||||||||||||||
Denn der Gedanke – dürftest du’s lösen! – | 68 | Siegfriedliebe | |||||||||||||||
mir war er nur Liebe zu dir! | 68 | ||||||||||||||||
Siegfried | Wie Wunder tönt, was wonnig du singst; | 7 | Entzückung | ||||||||||||||
doch dunkel dünkt mich der Sinn. | 7 | ||||||||||||||||
Deines Auges Leuchten seh’ ich licht; | 7 | ||||||||||||||||
deines Atems Wehen fühl’ ich warm; | 7 | ||||||||||||||||
deiner Stimme Singen hör’ ich süß: | 7 | ||||||||||||||||
doch was du singend mir sagst, | |||||||||||||||||
staunend versteh’ ich’s nicht. | 40 | Liebesverwirrung | |||||||||||||||
Nicht kann ich das Ferne sinnig erfassen, | |||||||||||||||||
wenn alle Sinne dich nur sehen und fühlen! | |||||||||||||||||
Mit banger Furcht fesselst du mich: | 40 | Liebesverwirrung | |||||||||||||||
du Einz’ge hast ihre Angst mich gelehrt. | 40 | ||||||||||||||||
Den du gebunden in mächtigen Banden, | |||||||||||||||||
birg meinen Mut mir nicht mehr! | 27 | Hingebung | |||||||||||||||
Er verweilt in großer Aufregung, sehnsuchtsvollen Blick auf sie heftend |