Brünnhilde | Was hast du erdacht, daß ich erdulde? | |||||||||||||||
Wotan | In festen Schlaf verschließ’ ich dich: | 62 | Schlaf | |||||||||||||
wer so die Wehrlose weckt, | 62 | |||||||||||||||
dem ward, erwacht, sie zum Weib! | 62 | |||||||||||||||
Brünnhilde | stürzt auf ihre Knie | |||||||||||||||
Soll fesselnder Schlaf fest mich binden, | ||||||||||||||||
dem feigsten Manne zur leichten Beute: | ||||||||||||||||
dies eine muß du erhören, | 87 | Waberlohe | ||||||||||||||
was heil’ge Angst zu dir fleht! | 87 | |||||||||||||||
Die Schlafende schütze mit scheuchenden Schrecken, | 87 | |||||||||||||||
daß nur ein furchtlos freiester Held | 67 | Siegfried | ||||||||||||||
hier auf dem Felsen einst mich fänd’! | 67 | |||||||||||||||
Wotan | Zu viel begehrst du, zu viel der Gunst! | 87 | Waberlohe | |||||||||||||
Brünnhilde | seine Knie umfassend | |||||||||||||||
Dies eine mußt du erhören! | ||||||||||||||||
Zerknicke dein Kind, das dein Knie umfaßt; | ||||||||||||||||
zertritt die Traute, zertrümmre die Maid, | ||||||||||||||||
ihres Leibes Spur zerstöre dein Speer: | 83 | Vertrag | ||||||||||||||
doch gib, Grausamer, nicht | ||||||||||||||||
der gräßlichsten Schmach sie preis! | ||||||||||||||||
mit wilder Begeisterung | ||||||||||||||||
Auf dein Gebot entbrenne ein Feuer; | 12 | 91 | Feuerzauber Walküre | |||||||||||||
den Felsen umglühe lodernde Glut; | 12 | |||||||||||||||
es leck’ ihre Zung’, es fresse ihr Zahn | 12 | |||||||||||||||
den Zagen, der frech sich wagte, | 12 | |||||||||||||||
dem freislichen Felsen zu nahn! | 12 | |||||||||||||||
Wotan | überwältigt und tief ergriffen, wendet sich lebhhaft zu Brünnhilde, erhebt sie von den Knien und blickt ihr gerührt in das Auge | 87 | 91 | Waberlohe Walküre | ||||||||||||
Leb’ wohl, du kühnes, herrliches Kind! | ||||||||||||||||
Du meines Herzens heiligster Stolz! | ||||||||||||||||
Leb’ wohl! Leb’ wohl! Leb’ wohl! | ||||||||||||||||
sehr leidenschaftlich | ||||||||||||||||
Muß ich dich meiden, | 87 | Waberlohe | ||||||||||||||
und darf nicht minnig | 87 | |||||||||||||||
mein Gruß dich mehr grüßen; | 87 | |||||||||||||||
sollst du nun nicht mehr neben mir reiten, | 87 | |||||||||||||||
noch Met beim Mahl mir reichen; | ||||||||||||||||
muß ich verlieren dich, die ich liebe, | ||||||||||||||||
du lachende Lust meines Auges: | ||||||||||||||||
ein bräutliches Feuer soll dir nun brennen, | 12 | Feuerzauber | ||||||||||||||
wie nie einer Braut es gebrannt! | 12 | |||||||||||||||
Flammende Glut umglühe den Fels; | 12 | |||||||||||||||
mit zehrenden Schrecken | 12 | |||||||||||||||
scheuch’ es den Zagen; | 12 | |||||||||||||||
der Feige fliehe Brünnhildes Fels! – | 12 | |||||||||||||||
Denn einer nur freie die Braut, | 67 | Siegfried | ||||||||||||||
der freier als ich, der Gott! | 67 | |||||||||||||||
Brünnhilde sinkt, gerührt und begeistert, an Wotans Brust; er hält sie lange umfangen. Sie schlägt das Haupt wieder zurück und blickt, immer noch ihn umfassend, feierlich ergriffen Wotan in das Auge | 95 | 87 | Wälsungenliebe Waberlohe | |||||||||||||
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Der Augen leuchtendes Paar, | 87 | 105 | Waberlohe Wotans Scheidegruss | |||||||||||||
das oft ich lächelnd gekost, | 87 | 105 | ||||||||||||||
wenn Kampfeslust ein Kuß dir lohnte, | ||||||||||||||||
wenn kindisch lallend der Helden Lob | ||||||||||||||||
von holden Lippen dir floß: | ||||||||||||||||
dieser Augen strahlendes Paar, | 87 | Waberlohe | ||||||||||||||
das oft im Sturm mir geglänzt, | 87 | |||||||||||||||
wenn Hoffnungssehnen das Herz mir sengte, | ||||||||||||||||
nach Weltenwonne mein Wunsch verlangte | ||||||||||||||||
aus wild webendem Bangen: | ||||||||||||||||
zum letztenmal | 105 | 87 | Waberlohe Wotans Scheidegruss | |||||||||||||
letz’ es mich heut’ | 105 | 87 | ||||||||||||||
mit des Lebewohles letztem Kuß! | 105 | 87 | ||||||||||||||
Dem glücklichern Manne | 87 | |||||||||||||||
glänze sein Stern: | 87 | |||||||||||||||
dem unseligen Ew’gen | 87 | |||||||||||||||
muß es scheidend sich schließen. | 87 | |||||||||||||||
Er faßt ihr Haupt in beide Hände | 61 | 6 | Entsagung Schicksal | |||||||||||||
Denn so kehrt der Gott sich dir ab, | 6 | |||||||||||||||
so küßt er die Gottheit von dir! | ||||||||||||||||
Er küßt sie lange auf die Augen. Sie sinkt mit geschlossenen Augen, sanft ermattend, in seinen Armen zurück. Er geleitet sie zart auf einen niedrigen Mooshügel zu liegen, über den sich eine breitästige Tanne ausstreckt. Er betrachtet sie und schließt ihr den Helm: sein Auge weilt dann auf der Gestalt der Schlafenden, die er mit dem großen Stahlschilde der Walküre ganz zudeckt. Langsam kehrt er sich ab, mit einem schmerzlichen Blicke wendet er sich noch einmal um. Dann schreitet er mit feierlichem Entschlusse in die Mitte der Bühne und kehrt seines Speeres Spitze gegen einen mächtigen Felsstein. | 62 | 105 | 61 | 83 | Schlaf Wotans Scheidegruss Schicksal Vertrag | |||||||||||
Loge, hör’! Lausche hieher! | 42 | Loge | ||||||||||||||
Wie zuerst ich dich fand, als feurige Glut, | 42 | |||||||||||||||
wie dann einst du mir schwandest, | 42 | |||||||||||||||
als schweifende Lohe; | 42 | |||||||||||||||
wie ich dich band, bann ich dich heut’! | 42 | 83 | Vertrag | |||||||||||||
Herauf, wabernde Lohe, | 42 | |||||||||||||||
umlodre mir feurig den Fels! | 42 | |||||||||||||||
Er stößt mit dem Folgenden dreimal mit dem Speer auf den Stein | 42 | |||||||||||||||
Loge! Loge! Hieher! | 42 | |||||||||||||||
Dem Stein entfährt ein Feuerstrahl, der zur allmählich immer helleren Flammenglut anschwillt. Lichte Flackerlohe bricht aus. Lichte Brunst umgibt Wotan mit wildem Flackern. Er weist mit dem Speere gebieterisch dem Feuermeere den Umkreis des Felsenrandes zur Strömung an; alsbald zieht es sich nach dem Hintergrunde, wo es nun fortwährend den Bergsaum umlodert | 42 | 12 | 87 | Feuerzauber Waberlohe | ||||||||||||
Wer meines Speeres Spitze fürchtet, | 67 | 12 | 87 | |||||||||||||
durchschreite das Feuer nie! | 67 | 12 | 87 | |||||||||||||
Er streckt den Speer wie zum Banne aus, dann blickt er schmerzlich auf Brünnhilde zurück, wendet sich langsam zum Gehen und blickt noch einmal zurück, ehe er durch das Feuer verschwindet. Der Vorhang fällt | 67 | 12 | 87 | 105 | 61 | Siegfried Wotans Scheidegruss Schicksal | ||||||||||
Ende der Walküre |